Messverfahren



Temperaturmessungen:

Auszüge aus der Jugend-Forscht-Arbeit von Robert Reuß, Eric Krahl und Lukas Heinz (Klasse 7; 2017):

Einleitung

Wenn man die Temperatur im Inneren von einem Stoff messen will, kann man ein Thermometer reinstecken. Nach einiger Zeit wirddas Thermometer die Temperatur des Stoffs anzeigen. Dieser Wert wird relativ genau sein, wenn das Thermometer selbst klein ist und viel von dem Stoff außenrum ist. Allerdings bringt das Thermometerselbst etwas Wärme mit, wenn es wärmer als der Stoff ist und es nimmt selbst etwas Wärme auf, wenn es kälter als der Stoff ist. In jedem Fall verändert ein Thermometer also die Temperatur an der Stelle, an der die Temperatur gemessen werden soll.Normalerweise ist dieser Fehler klein. Wenn man die Temperatur einer Oberfläche messen will, ist das schwieriger. Eine Oberfläche ist immer die Grenze zwischen 2 verschiedenen Stoffen. Bei einer Wand ist das das Material, aus dem die Wand besteht und die Luftim Raum. Wenn man mit einem Sensor die Oberflächenwärme messen will gibt es ein Problem. Dieses besteht darin, dass die Sensoren nicht den genauen Wert anzeigen, denn dieser Wert wird von der Umwelt abgefälscht und zwar durch die Umgebungsluft, durch die Kabel an den Sensoren und durch die Sensoren selbst.


Forschungsziel

Wir wollen herausfinden, wie man Temperatursensoren an einer Oberfläche anbringen muss, um die Oberflächentemperatur möglichst genau messen zu können.

Die Temperatursensoren

Wir wollen als Temperatursensoren digitale Sensoren von Dallas verwenden (DS18B20). Diese Sensoren haben mehrere Vorteile: Sie sind nicht sehr teuer und sie sind digital und sie sind nach Angabe des Herstellers sehr genau. Das sie digital sind hat den Vorteil, dass jeder Sensor eine eigene Adresse hat und von einem Arduino erkannt werden kann. Durch die One-Wire-Schaltung kann man die Sensoren einfach hintereinander schalten und braucht nur einen einzigen Pin am Arduino. Außerdem braucht man noch einen einzigen 4,7 KOhm Widerstand. Wir wollen diese Sensoren testen und dazu müssensie zuerst mit Kabeln verbunden werden. Zuerst hatten wir die Kabel direkt an den Beinen der Sensoren angelötet. Dies ist aber nicht so gut, weil die Kabel oft abgehen und es kann auch leicht zu Kurzschlüssen führen. Dann haben wir kleine Stückchen von Streifenrasterplatinen genommen und die Sensoren und die Kabel drangelötet. Dabei haben wir Grünfür GND, Braun für +5V und Weiß für das Signal verwendet. Dann haben wir Schrumpfschlauch darüber gezogen und alles zusammengeschrumpft. Diese Kabel mit Sensoren konnten wir dann für die weiteren Experimente verwenden

Die Sensoren an den Kabeln mit und ohne Schrumpfschlauch.

Die Kalibrierung

Als Erstes wollten wir herausfinden, wie genau die Sensoren sind. Dazu wollten wir sie auf die gleiche Temperatur bringen und messen, was sie anzeigen. Dazu haben wir sie in einen Thermobecher gelegt, den wir in eine Styropor-Isolierbox eingebaut haben:

Sensoren im Thermobecher in der Styroporbox.

Außer den 10 DS18B20-Sensoren, haben wir auch noch einen Pt500 an ein Kabel gelötet und ebenfalls in den Thermobecher getan. Ein Pt500 istein Platinwiderstand, der bei 0°C genau 500 Ohm hat und dessen Widerstand sich mit der Temperatur ändert. Wenn wir den Widerstand von diesem Pt500 messen, können wir die Temperatur im Inneren der Box angeben. Wir haben die Box 48 Stunden im Raum E1 (Mad ScienceRaum) liegen lassen, bevor wir mitden Messungen begonnen haben, damit sich die Temperaturen angleichen können.


Die Untersuchung der Einbauart

Um zu untersuchen, ob die Sensoren gut sind und wie wir sie einbauen sollen, haben wir eine Kiste gebaut, die eine Hauswand simuliert. Im U-CUBE Projekt haben wir Kuben aus Massivholz mit ca. 10 cm Wandstärke. Wenn es im Winter draußen -10°C kalt ist und innen +20°C sind, beträgt die Temperaturdifferenz durch die Wand ca. 30°C. Unsere Kiste hat vorne eine Wand aus 4 Brettern mit 1,8cm Dicke. Im Inneren der Kiste erzeugen wir durch eine Eis und Wasser-Mischung eine Temperatur von 0°C und im Raum haben wir so ca. 20°C. Damit haben wir eine ähnliche Temperaturdiffernez, wie im Beispiel. Auf diese Oberfläche haben wir die Temperatursensorenin verschiedenen Weisen eingebaut. Es gibt die Möglichkeit, die Sensoren mit der flachen Seite in verschiedenen Tiefen anzukleben oder sie verschieden tief in Bohrlöcher zu schieben. Dies haben wir in 10 verschiedenen Positionen gemacht.

Robert mit den unterschiedlich eingebauten Sensoren. (Später erkannten wir, dass die Kabel an der Wandoberfläche anliegen müssen).
Wärmebild des gekühlten Messaufbaus.

Wir haben die Vorderseite mit einem Gebläse angepustet und mit einer IR-Lampe bestrahlt und dieTemperaturen mit den Sensoren gemessen und Wärmebilder dazu gemacht, damitwir die echte Oberflächentemperatur kennen.


Ergebnisse

Wir haben in unserer Isolierbox die Sensoren und den Pt500 übers Wochenende liegen lassen. Dann haben wir mit dem Arduino die Temperaturen ausgelesen. Das haben wir nach einer Woche wiederholt und die Werte mehrfach ausgelesen, wobei die Werte sich nicht verändert haben.

Ergebnisse einer Messung mit 10 Sensoren nach 48 Stunden in der Styroporbox.

Das Auflösungsvermögen der digitalen Sensoren ist 0,06°C. Den genauen Temperaturwert konnten wir mit dem Pt500 nicht bestimmen, weil wir den Widerstand nicht genau genug messen können.

Wie baut man sie am besten ein?

Nach den Ergebnissen aus den vielen Experimenten haben wir die schwarzen Sensoren mit Aluminiumfolie umwickelt. Dann haben wir eine Weile gewartet, bissich die Temperaturen wieder ausgeglichen haben. Man erkennt,dass die axialen Sensoren sehr gutdie Oberflächentemperatur anzeigen. Der weiße Sensor ist verglichen damit deutlich schlechter. Bei den orthogonalen Sensoren sind die Werte schlechter. Das liegt daran, dass wir dort die Alufolie nicht gut um die Kabel und Sensoren wickeln konnten. Wir haben später festgestellt, dass die Alufolie nicht eng anlag und Teile des Schrumpfschlauchs am Sensor offen gelassen hat.


Diskussion

Wir haben herausgefunden, dass die DS18B20 Sensoren eine Auflösung von 0,06°C haben und wir ihre Genauigkeit im Bereich von +/- 0,1°C angeben können. Das ist sehr gut. Wir haben herausgefunden, dass man die Sensoren am besten axial etwa 3mm tief in die Oberfläche einbauen sollte. Dabei ist besonders wichtig, dass die Kabel flach an der Wand entlang geführt werden und dass der Sensor mit weißem Schrumpfschlauch und reflektierender Alufolie auf den letzten 10cm umwickelt wird. Dadurch werden Störungen durch Wärmestrahlung und Wärmeübertragung durch das Kabel minimiert. Wir können so dieOberflächentemperatur einer Wand im Rahmen der Messgenauigkeit unserer Sensorenmessen: also +/- 0,1°C. Unsere Einbauempfehlungen werden nun bei den Sensoren im U-CUBE Forschungszentrum der GHS berücksichtigt.

Links Schüler beim Einbauen von DS18B20 Sensoren im Kubus 1.3 auf dem Messgelände und Rechts die Kabel der Temperatursensoren im Kubus.

Feuchtemessungen:

Wir verwenden Feuchtigkeitssensoren HTU21d. Tests werden gerade durchgeführt.

Details folgen ...


Luftgeschwindigkeitsmessungen:

Wir haben ein Hitzdraht-Anemometer entwickelt und bauen gerade einen Windkanal zum Kalibrieren auf.

Details folgen ...


Strahlungsmessungen:

Messung der Temperaturstrahlung bei U-CUBE

(Dr. Milan Dlabal, 20.7.2018)

Bei der physikalischen Beurteilung der in einem Gebäudeablaufenden Wärmeübertragung spielt der Strahlungsaustausch eine wichtige Rolle. Insbesondere unter Aspekten der thermischen Behaglichkeit nach DINEN 7730 kommt der Wärmestrahlung eine besondere Bedeutung bei.

Nach ISO 7243, ISO 7726, DINEN 27726 und DIN 33403 kann dieStrahlungstemperatur entweder aus der Kenntnis der Oberflächentemperaturen bestimmt werden oder aber mit dem Globethermometer gemessenwerden. Insbesondere ein Globethermometer ist aber wegen der enormen Trägheit (20 bis 30 Minuten) nicht für Echtzeitmessungen der Strahlungstemperatur geeignet. Inden Messkuben des U-CUBE Projekts wird die Wärmestrahlung durch direkte Strahlungssensoren und durch Messung der Oberflächentemperaturen der Wände gemessen.

In der Regel stellt das Wärmeübertragungssystem (Heizung) die einzige Wärmequelledar. An sonnigen Heiztagen kann die solare Erwärmung einer oder mehrerer Außenwände oder des Daches zu einem zusätzlichen Wärmeeintrag in die massiv gebauten CUBES führen. Hier soll nun zunächst die thermodynamische Situation der Wärmestrahlung im Inneren eines U-CUBE's beschrieben werden.

In der würfelförmigen Geometrie der Kuben haben wir 7 Körperoberflächen zu betrachten, die miteinander im Strahlungsaustausch stehen: Die Heizfläche (A1), die hier zunächst als Plattenheizkörper angenommen wird, die Wand hinter dem Heizkörper (A2), die gegenüber liegende Wand (A3), den Boden (A4), die Decke (A5) und die beiden angrenzenden Seitenwände (A6 und A7).

Fischaugenperspektive des Kubus von der Ostseite aus gesehen.

Zunächst wird die Einstrahlzahlenmatrix für diese Konfiguration berechnet. Für die Wände gelten zwei verschiedene Situationen im Würfel: senkrechte Quadrate mit gemeinsamer Kante sowie koaxiale, parallele Quadrate.Für senkrechte Quadrate gleicher Größe mit einer gemeinsamen Kante (vergl. J. R. Howell: http://www.engr.uky.edu/rtl/Catalog/) ist

` F_(34)= F_(43)= frac(1)(pi) (2arctan\1 -sqrt(2arctan \ (frac(1)(sqrt(2) ) )) + frac(1)(4)ln \ frac(4)(3)+frac(1)(2) ln \frac(3)(4) )=0,2`

Für die gegenüber liegende Fläche im Würfel ergibt sich nach der Summationsregel eine Einstrahlzahl von ebenfalls 0,2.

Zum Vergleich (ebend.):

` F_(45) = F_(54)=frac(2)(pi) (frac(1)(2) ln \frac(4)(3) +sqrt(2arctan \ frac(1)(sqrt(2) ) ) + sqrt(2arctan \ frac(1)(sqrt(2) ) ) -2arctan \ 1 )=0,2 `

Jede Innenwand im Würfel trägt genau zu einem Sechstel zum Strahlungsaustausch bei.

In der folgenden Betrachtung sei ohne Beschränkung der Allgemeinheit die Heizfläche wandmittig montiertund ebenfalls quadratisch. Die Einstrahlzahl der Heizung auf die gegenüberliegende Wand ergibt sich dann wiederum aus der Formel für die koaxialen, parallelen Quadrate. Nun muss allerdings die Größe der Heizfläche in Relation zur Wand berücksichtigt werden. Für diese Rechnung soll die Heizung eine Kantenlänge von 0,6m haben. Die Innenseiten der Wände bei U-CUBE sind 2,7m lang. Daraus ergibt sich eine Einstrahlzahl F13 = 0,2372.

Die Einstrahlzahl F31 ergibt sich aus der Reziprozitätsbeziehung:

`F_(31)=frac(F_(31)*A1)(A3)=0,0117 `

Die Einstrahlzahl F32 der Wand um die Heizung wird von der gegenüber liegenden Wand nach der Summenregel ermittelt:

`F_(32)=0,2-F_(31)=0,1883`

Die Einstrahlzahl F23 in Gegenrichtung folgt wiederum durch die Reziprozitätsbeziehung:

`F_(23)==frac(F_(32)*A3)(A3-A1) =0,19808`

Durch die Symmetrie der Anordnung können die Einstrahlzahlen zwischen der Heizung, der Rückwand und den Seitenwänden leicht ermittelt werden.

Es gilt:

`F_(14)=F_(15)=F_(16)=F_(17)=frac(1-F_(13))(4)=0,1907 `

und

`F_(41)=F_(51)=F_(61)=F_(71)=frac(F_(14)*A1)(A4) =0,009417 `

Analog gilt:

` F_(24)=F_(25)=F_(26)=F_(27)=frac(1-F_(23))(4) =0,20048`

und

`F_(42)=F_(52)=F_(62)=F_(72)=frac(F_(24)*A2)(A4) =0,19058`

Die Einstrahlzahlenmatrix Φ der Konfiguration hat die folgende Form:

Φ=[000,240,190,190,190,19000,20,20,20,20,20,01170,188300,20,20,20,20,010,190,200,20,20,20,010,190,20,200,20,20,010,190,20,20,200,20,010,190,20,20,20,20]

Die Hauptdiagonalelemente verschwinden vollständig, da sich die ebenen Teilflächen nicht selbst sehen. F12 und F21 sind ebenfalls Null, da die Heizung nicht die Wand um sie herum sieht und umgekehrt. Die Berechnung der Wärmestromdichte der Heizung geschieht durch eine Analyse der thermischen Helligkeiten der grauen, opaken Oberflächen mit bekannten Oberflächentemperaturen. Dabei ist die Helligkeit (J (radiosity) in W/m2) die emittierte Strahlung plus der reflektierte Anteil der auftreffenden Strahlung.

Quelle: Wikipedia

Somit gilt für jede Oberfläche:

Ji+1ϵiϵiFij(JiJj)=σT14

Im Folgenden werden wiederum ohne Beschränkung der Allgemeinheit alle Emissivitäten gleich gesetzt: εi = ε.

Damit lassen sich 7 lineare Gleichungen aufstellen. Das sei exemplarisch für J1 gezeigt:

J1+1ϵϵ[F12(J1J2)+F13(J1J3)+F14(J1J4)+F15(J1J5)+F16(J1J6)+F17(J1J7)]=σT14

Multiplikation mit ε und Umordnen nach den Helligkeiten führt zu einer einfacheren Gleichung:

J1(1ϵ)F12J2(1ϵ)F13J3(1ϵ)F14J4(1ϵ)F15J5(1ϵ)F16J6(1ϵ)F17J7=ϵσ T14

Das lineare Gleichungssystem lässt sich in Matrixschreibweise kompakt darstellen:

[1(1ϵ)F12(1ϵ)F13(1ϵ)F14(1ϵ)F15(1ϵ)F16(1ϵ)F17(1ϵ)F211(1ϵ)F23(1ϵ)F24(1ϵ)F25(1ϵ)F26(1ϵ)F27(1ϵ)F31(1ϵ)F321(1ϵ)F34(1ϵ)F35(1ϵ)F36(1ϵ)F37(1ϵ)F41(1ϵ)F42(1ϵ)F431(1ϵ)F45(1ϵ)F46(1ϵ)F47(1ϵ)F51(1ϵ)F52(1ϵ)F53(1ϵ)F541(1ϵ)F56(1ϵ)F57(1ϵ)F61(1ϵ)F62(1ϵ)F63(1ϵ)F64(1ϵ)F651(1ϵ)F67(1ϵ)F71(1ϵ)F72(1ϵ)F73(1ϵ)F74(1ϵ)F75(1ϵ)F761][J1J2J3J4J5J6J7]=[ϵσT14ϵσT24ϵσT34ϵσT44ϵσT54ϵσT64ϵσT74]

Es folgt eine Fallunterscheidung mit und ohne externe solare Wärmequelle. Dabei wird angenommen, dass die Heizung eine Oberflächentemperatur von 80°C aufweist. Diese Temperatur liegt am unteren Rand der Oberflächentemperaturen von IR-Strahlungsheizkörpern. Die Wände im U-CUBE sollen unter der strahlungsdominierten Beheizung eine Oberflächentemperatur von 20°C haben, d.h. dass alle Oberflächen außer der Heizung die selbe Temperatur von 20°C haben. Diese Annahme wird nur getroffen, um die Rechnung übersichtlicher zu gestalten (Man könnte genauso gut die durch Konvektionsströme variierenden Oberflächentemperaturen berücksichtigen).Wenn tagsüber die Sonne scheint, wird die bestrahlte Wand erwärmt. Da die U-CUBES keine Fenster haben, wirkt sich der solare Eintrag lediglich über eine Erhöhung der Temperatur der Innenoberfläche der von außen bestrahlten, massiven Wand aus.

Messungen haben ergeben, dass mit einer Temperaturerhöhung von bis zu 2K an der Innenseite der bestrahlten Wand gerechnet werden kann.

Darum wird hier im zweiten Fall davon ausgegangen, dass die bestrahlte Wand (A3) eine Oberflächentemperatur von 22°C hat. Alle Oberflächen bekommen in dieser Simulation eine Emissivität von 0,9. Damit kann das Gleichungssystem folgendermaßen geschrieben werden:

[100,0240,0190,0190,0190,019010,020,020,020,020,020,001170,0188310,020,020,020,020,0010,0190,0210,020,020,020,0010,0190,020,0210,020,020,0010,0190,020,020,0210,020,0010,0190,020,020,020,021][J1J2J3J4J5J6J7]=[793,71376,86376,86376,86376,86376,86376,86]Wm2

Die Helligkeiten werden nun berechnet, indem die invertierte Koeffizientenmatrix mit dem Lösungsvektor multipliziert wird. Dabei ergeben sich für die beiden konkreten Beispiele die folgenden Helligkeiten:

Man erkennt die Auswirkung des solaren Eintrags an den erhöhten thermischen Helligkeiten.

Der von der Heizung in den beiden Fällen abgestrahlte Wärmestrom Q̇1teilt sich entsprechend der elektri¬schen Analogie in die Wärmeströme Q̇1j auf.

Dabei gilt: Q̇1j = ( J1 - J j) ⋅ F1j ⋅ A1

Somit ist     Q1˙=Q1j˙=(J1Jj) F1j A1

Wandflächen mit gleicher Helligkeitsdifferenz als treibende Potentialdifferenz des Wärmestroms können zusammengenommen werden.

Für die Strahlungsleistung der Heizung ohne solaren Eintrag ergibt sich damit:

Q1˙=0,36((835,63419,26)0,24+(835,63419,19)0,76)=149,91W

Für die Strahlungsleistung der Heizung mit solarem Eintrag ergibt sich:

Q1s˙=0,36((835,90429,68)0,24+(835,90419,42)0,76)=149,05W

Mit dem solaren Energieeintrag ist eine Veränderung der Strahlungsleistung der Heizung verbunden, die deutlich unterhalb von einem Prozent der Strahlungsleistung liegt.

Da die Messgenauigkeit der Strahlungsmessung ebenfalls nur im Bereich von ca. 1 Prozent liegt, kann der solare Eintrag bei U-CUBE vernachlässigt werden. Die Messung der Strahlungseffizienz wird durch äußere Wärmequellen nicht beeinflusst und repräsentiert die tatsächliche Strahlungsleistung im Rahmen der Messgenauigkeit.

Die obige Abbildung zeigt die zu erwartende Abweichung der Strahlungsleistungsmessung der Heizung bei einer zusätzlichen externen Energiequelle (Sonne) in Abhängigkeit von der erzeugten Temperaturerhöhung der Innenoberfläche einer Wand bei verschiedenen Heizungsoberflächentemperaturen. Die gemessenen Temperaturunterschiede durch solare Erwärmung betrugen in der Heizperiode 2017/2018 maximal 2K bei einer 10cm dicken Massivholzwand. Bei massiverem Wandaufbau fällt die Temperaturdifferenz kleiner aus. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass insbesondere bei IR-Strahlungsheizungen, deren Oberflächentemperatur 60 °C überschreitet, der solare Energieeintrag bei der Beurteilung der Strahlungsleistung der Heizung vernachlässigt werden kann.

Die U-CUBE Messmethode für die Strahlungstemperatur

Während der externe Energieeintrag in die Kuben für die Beurteilung der Strahlungsleistung der Heizung keine signifikante Rolle spielt, ist er doch für die Behaglichkeitsinterpretation des Strahlungsfeldes interessant. Durch die Strahlungsmessung mit richtungsauflösenden Strahlungssensoren kann ein solarer Eintrag durch Veränderungen der Tag/Nacht-Verteilungen gemessen und quantifiziert werden. Ebenso kann die Strahlungstemperatur in Raummitte und die Strahlungsasymmetrie quantitativ erfasst werden. Darum soll nun näher beschrieben werden, wie die Messmethode funktioniert.

Es kommen 6 IR-Strahlungssensoren mit einem Blickwinkel (FOV) von 90° zum Einsatz, die in Raummitte platziert werden. Jeder Sensor erfasst somit einen Kreisausschnitt mit einem Radius, der seinem Abstand r von der Wand entspricht. Das ist in der Regel ein Kreis mit einem Durchmesser, der der Wandbreite der quadratischen Wand entspricht. Die Sensoren messen die mittleren Helligkeiten J*i ihres FOV. Üblicherweise werden Strahlungssensoren dazu eingesetzt, die Oberflächentemperaturen ihres FOV zu bestimmen. Dazu muss allerdings die Emissivität dieser Oberfläche zuvor sehr genau ermittelt werden.

Bei U-CUBE werden die Sensoren als Helligkeitssensoren betrieben und liefern präzise virtuelle Temperaturen der Oberflächen Tji, die mit dem Stefan-Boltzmann-Gesetz in die gemessenen Helligkeiten Ji umgerechnet werden können (In Wahrheit misst der Sensor die Helligkeit als Strahlungsleistung und berechnet daraus mit einer voreingestellten Emissivität eine Temperatur - wir kehren das Prinzip um und vermeiden den Umrechnungsfehler). Der Sensor S12 erfasst eine Kreisfläche auf der Wand A2, die die Heizfläche A1 beinhaltet. Auf dieser Fläche A12 wird eine mittlere Helligkeit J*12 gemessen.

Dabei gilt:     J*12=J1A1+J2(πr2A1)πr2

Der Sensor S12 misst somit eine virtuelle Temperatur der Heizungsumgebung:

Für das konkrete Beispiel der quadratischen Heizfläche in Wandmitte, das z.B. bei einer Deckenheizung Anwendung findet, würden die IR-Sensoren die folgenden Temperaturwerte Ti liefern (Abstand des Sensors S12 von der Wand A2 sei 1,3m):

T=[T12*T3T4T5T6T7]=[24,83420,09220,08020,08020,08020,080]°C

Die virtuellen Temperaturen liegen über den tatsächlichen Oberflächentemperaturen, da bei der Helligkeit der reflektierte Strahlungsanteil mit berücksichtigt wird. Die dargestellte Genauigkeit der Temperaturmessung wird in der Praxis nicht erreicht und dient hier nur der Illustration der Methodik. Aus den gemessenen virtuellen Temperaturen ergeben sich die gemessenen Helligkeiten:

J=[J12*J3J4J5J6J7]=[447,05419,26419,19419,19419,19419,19]Wm2

Die Helligkeiten treiben als Potentialdifferenz einen Wärmestrom von der virtuellen Heizfläche A12 zu den 5 umliegenden Wänden. Der jeweilige Teilstrom wird mit den Sichtfaktoren gewichtet. Es werden aber nicht die Sichtfaktoren der virtuellen Kreisfläche, sondern die realen Sichtfaktoren der Heizfläche verwendet, da der Wärmestrom ja von der Heizung kommt (siehe obige Einstrahlzahlenmatrix). Damit ergibt sich:

Q1˙=π1,32((447,05419,26)0,24+(447,05419,19)0,76)=147,8W

Die Messung der Heizleistung weist eine Abweichung durch Rundungsfehler von 1,4% auf. Dieser Fehler wird in der Praxis reduziert, indem ein siebter IR-Sensor dichter an der Heizung platziert wird. Dadurch lässt sich der Messfehler auf ca. 1% minimieren. Der Vorteil der U-CUBE Methode zur Messung der Strahlungsleistung besteht neben der Genauigkeit darin, dass weder die Form, noch die Emissivität oder die Oberflächentemperatur der Heizung, noch die Emissivitäten und Oberflächentemperaturen der Wände bekannt sein müssen. Damit ist die Methode sehr schnell und unkompliziert.

Wir verwenden für unsere Messungen Melexis MLX90614Dxx Sensoren für medizinische Anwendungen mit einer erhöhten Genauigkeit im Temperaturbereich von 16°C bis 40°C. Die erreichbare Genauigkeit für Strahlungstemperaturmessungen beträgt damit +/- 0,2K.